Fachkräftemangel
Im Sozial- und Gesundheitswesen gehören Sozialarbeiter*innen zu einer wichtigen und weit verbreiteten Berufsgruppe. Im Vergleich zu anderen gesundheitsbezogenen Berufsgruppen weist die Soziale Arbeit die größte Fachkraftlücke auf. Als Ursachen für den Fachkräftemangel werden eine Reihe von Faktoren diskutiert, worunter unter anderem die Ausweitungen der Handlungsfelder der Sozialen Arbeit, der demographische Wandel, unattraktive Arbeitsbedingungen und veränderte Arbeitsvorstellungen im Zuge der Ökonomisierung, unzureichende Gratifikationsmöglichkeiten aber auch allgemeine Nachwuchsprobleme an den Hochschulen gehören.
Darüber hinaus werden Sozialarbeitende in der Praxis mit besonderen berufsbezogenen Belastungen wie zunehmende Arbeitsverdichtung, erhöhte Anforderungen nach Flexibilität, schlechten finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungen, Schicht- und Nachtdienste, Auseinandersetzung mit belastenden Ereignissen, langanhaltender arbeitsbedingter Stress konfrontiert, die sich ebenfalls nachteilig auf die Attraktivität bestimmter Arbeitsfelder auswirken können.
Im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel werden unter anderem De-Professionalisierungsprozesse befürchtet, die durch die Aufweichung von fachlichen Standards innerhalb der Ausbildung und Praxis der Sozialen Arbeit entstehen, um schnellstmöglich den Fachkraftmangel zu stabilisieren. Außerdem geht der Fachkräftemangel mit zahlreichen Versorgungslücken einher, wodurch sich nicht nur die Versorgungssituation von zahlreichen Klient*innengruppen der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit, sondern auch die Arbeitsbedingungen in der Praxis verschlechtern.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken sind fach- und berufspolitische Initiativen in der Sozialen Arbeit wichtig. Auch die DVSG setzt sich im Rahmen von verschiedenen Initiativen gegen den Fachkräftemangel in der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit ein. Hierzu gehört die Arbeitsgruppe Mentoring zur Nachwuchsförderung und die Unterarbeitsgruppe Fachkräftesicherung und Professionalisierung in der sozialen Rehabilitation.
Weiterführende Informationen
- Blankenburg, K. & Cosanne, E. (2021). Gesellschaftliche Trends und Beschäftigungszahlen in Praxisfeldern gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit. In: Dettmers, S. & Bischkopf, J. (Hrsg.), Handbuch gesundheitsbezogene Soziale Arbeit (S. 138-146). München, Ernst Reinhardt Verlag.
- Dettmann, E.; Fackler, D., Müller, S., Neuschäffer, G., Slavtchev, V., Leber, U. & Schwengler, B. (2019). Fehlende Fachkräfte in Deutschland – Unterschiede in den Betrieben und mögliche Erklärungsfaktoren: Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2018. IAB-Forschungsbericht 10/ 2019. Institut für Arbeitsmarkt – und Berufsforschung.
- Fischer, J. & Graßhoff, G. (Hrsg.) (2021). Fachkräfte! Mangel! Die Situation des Personals in der Sozialen Arbeit. 3. Sonderband Sozialmagazin. Weinheim Basel, Beltz Juventa.
- Franz, J., Spatscheck, C. & van Rießen, A. (Hrsg.) (2024). Fachkräftemangel und De-Professionalisierung in der Sozialen Arbeit. Analysen, Bearbeitungsweisen und Handlungsstrategien. Opladen, Verlag Barbara Budrich.
- Giertz, K. (2024). Aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungsfelder der Klinischen Sozialarbeit. In: Sektion Klinische Sozialarbeit (Hrsg.). Handbuch Klinische Sozialarbeit (S. 419-428). Weinheim Basel, Beltz Juventa.
- Giertz, K. & Groen, G. (2022). Selbstfürsorge im Arbeitsfeld der qualifizierten Assistenz. In: Giertz, K., Große, L. & Röh, D. (Hrsg.). Soziale Teilhabe professionell fördern – Grundlagen und Methoden der qualifizierten Assistenz (S. 288-302). Köln, Psychiatrie Verlag.
- Hickmann, H. & Koneberg, F. (2021). Die Berufe mit den aktuell größten Fachkräftelücken. IW-Kurzbericht 67/2022.
- Hollederer, A. (2022). Working conditions, health and exhaustion among social workers in Germany. In: European Journal of Social Work, 25 (5), S. 792-803.
- Kahl, Y. & Bauknecht, J. (2023). Psychische und emotionale Erschöpfung von Fachkräften der Sozialen Arbeit. Entwicklung, Ausmaß und die Rolle von Belastungs- und Resilienzfaktoren. In: Soziale Passagen, 15, S. 213-232.
