Disziplin und Profession im Verständnis der DVSG

Die DVSG orientiert sich als Fachverband gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit an der kontinuierlichen Weiterentwicklung der eigenen Disziplin und Profession. Dazu ist es notwendig, sich als ein wichtiger Knotenpunkt bei der Kommunikation zwischen der Praxis gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit und den relevanten wissenschafts- und forschungsorientierten Institutionen und Hochschulen, weiteren Verbänden in der Sozialen Arbeit, Selbsthilfeverbände, Kosten- und Leistungsträger sowie politischen Entscheidungsträgern zu verstehen. Die DVSG teilt inhaltlich die aktuelle Definition der International Federation of Social Work (IFSW), dass Soziale Arbeit gleichzeitig Profession und Disziplin ist.

Soziale Arbeit als Disziplin

Die Disziplin Soziale Arbeit hat die Aufgabe, neue Theorien und wissenschaftlich-empirisches Wissen zu entwickeln, um die eigenen Alleinstellungsmerkmale und theoretischen Begründungen offen zu legen. Dazu wird über die Beschäftigung mit den eigenen auch transdisziplinären Wurzeln der eigenständige disziplinäre Korpus konkretisiert.

In der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit werden dazu grundsätzlich Dimensionen von Krankheit und Gesundheit eingebunden und beispielsweise über ein biopsychosoziales Verständnis untermauert. Die DVSG unterstützt diesen Prozess durch aktive Mitwirkung in Forschungsprojekten, Ermöglichung von Publikationen, Organisation von Fachtagungen und Kongressen sowie vielfältigen Kooperationen mit Hochschulen und Forschungsinstituten mit Relevanz für die gesundheitsbezogene Soziale Arbeit.

Soziale Arbeit als Profession

Die Profession Soziale Arbeit mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium handelt in der Lebenswirklichkeit und bietet Interventionen für erkrankte oder von Erkrankung bedrohte und behinderte Menschen an, um begründet über den Gegenstand gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit zu unterstützen. Dazu bindet sie über eine Vergewisserung ihres Tripelmandats (Staub-Bernasconi) unterschiedliche Perspektiven von Beteiligten sowie die eigene ethische und fachliche Kompetenz ein. Die Förderung sozialer Teilhabe, Verhinderung und Bewältigung sozialer Probleme im Fokus des Verhältnisses von Person und Umwelt spielen hier eine wichtige Rolle. Auch gehören nichtfallbezogene Tätigkeiten dazu.

Die fachliche und wissenschaftlich fundierte auch kritische Reflektion professionellen Handelns ist ein zentraler Aspekt des professionellen Selbstverständnisses (QGSA). Die DVSG ist z. B. an der Entwicklung von S3-Leitlinien in der Gesundheitsversorgung beteiligt und entwickelt auch eigene wissenschaftlich fundierte Expert*innenstandards zur Bereitstellung einer reflektierten Praxis. Ebenso werden die Fachtagungen und Kongresse, Fort- und Weiterbildungen sowie Veröffentlichungen genutzt, um die Profession sichtbarer als unverzichtbare Instanz psychosozialer Expertise im Gesundheitssystem werden zu lassen.

Soziale Arbeit als Profession und Disziplin

Durch die Praxisorientierung und handlungswissenschaftliche Perspektive verbinden sich Disziplin und Profession und können wechselseitig im Austausch die gesundheitsbezogene Soziale Arbeit weiter profilieren. Die DVSG unterstützt durch ihre fachliche Ausrichtung den Dialog und bringt Vertreter*innen aus Disziplin und Profession aktiv zusammen.

Als Grundlage ihrer Ausrichtung dienen der DVSG

Die Programmatik der DVSG

Insbesondere werden soziale Determinanten bei der Entstehung von Erkrankungen und gesundheitlichen Störungen, psycho-soziale Folgen von gesundheitlichen Einschränkungen, soziale Teilhabe im Kontext Inklusion und Integration, fallbezogene und gesellschaftliche Folgen sozialer Ungleichheit für den Gesundheitsstatus und die Sicherung der psychosozialen Versorgung für alle Menschen thematisiert.

Selbstverständnis
Ungleichheit und Teilhabe

Literaturempfehlungen

  • Birgmeier, B. (2012). Soziale Arbeit als Wissenschaft. Band 1 – Entwicklungslinien 1990 bis 2000. Springer VS
  • Dettmers, S, und Bischkopf, J. (Hg.) (2019). Handbuch gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. München. Reinhardt Verlag.
  • Sommerfeld, P. (2010): Entwicklung und Perspektiven der Sozialen Arbeit als Disziplin. In: Gahleitner, S. B. et al. (Hg.): Disziplin und Profession Sozialer Arbeit. Entwicklungen und Perspektiven. Barbara Budrich. Opladen. 29-44
  • Staub-Bernasconi, S. (2006): Theoriebildung in der Sozialarbeit. Stand und Zukunftsperspektiven einer handlungswissenschaftlichen Disziplin – ein Plädoyer für „integrierten Pluralismus“. In: Schweizerische Zeitschrift für Soziale Arbeit 1/2006. 10-36
  • Thole, W. (2011): Die Soziale Arbeit – Praxis, Theorie, Forschung und Ausbildung. Versuch einer Standortbestimmung. In: ders. (Hg.): Grundriss Soziale Arbeit. VS Verlag. Wiesbaden. 19-71

Mehr Literaturhinweise

Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Die Soziale Arbeit ist im Gesundheitswesen ergänzend zu anderen Berufsgruppen etabliert. Jedoch fehlt die klare rechtliche Verankerung der Profession und der Aufgaben der Sozialen Arbeit. Diese Ergebnisse gehen aus zwei Gutachten des Jahres 2014 und 2009 hervor, die die DVSG beauftragt hatte. Die DVSG hat das Ziel, in der fachlichen Diskussion weitere Impulse zu setzen.

Weitere Inhalte zu den Gutachten