Selbsthilfe

Hilfe zur Selbsthilfe ist ein Kernziel der Sozialen Arbeit. Sie will Menschen befähigen, gut für sich selbst zu sorgen und sie darin unterstützen, Krankheit, Probleme oder Krisen möglichst eigenständig zu bewältigen. Neben professioneller Information und Beratung spielt der Austausch mit anderen Betroffenen hierfür eine zentrale Rolle. Soziale Arbeit unterstützt und ermutigt deshalb bewusst zur gemeinschaftlichen Selbsthilfe. 

Die gemeinschaftliche Selbsthilfe gilt heute als unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems, der maßgeblich zur Bewältigung von Krankheit und herausfordernden Lebensphasen beiträgt.

Selbsthilfegruppen

Kern der gemeinschaftlichen Selbsthilfe sind die Selbsthilfegruppen. Sie bilden eine starke Gemeinschaft für Menschen in ähnlichen Situationen. 

Als „Expert*innen in eigener Sache“ geben Selbsthilfeaktive hier ihre Erfahrungen und ihr Wissen an andere weiter, die in ähnlicher Weise betroffen sind. Sie machen Mut, inspirieren als positives Vorbild, geben auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen Rat, spenden Trost und emotionalen Beistand. Gleichbetroffene werden ermutigt, ihre verbliebenen Ressourcen zu nutzen und aktiv mit ihrer Erkrankung oder Beeinträchtigung umzugehen. Auch Angehörige finden hier fachliche Informationen, Verständnis und neue Kraft für ihre spezifische Situation.

Der gemeinsame Erfahrungsaustausch unter Gleichbetroffenen und die gegenseitige Unterstützung im Alltag tragen dazu bei, gut informiert und kompetent mit der eigenen Erkrankung umzugehen und Behandlungserfolge nachhaltig zu sichern.

Welche Selbsthilfegruppen gibt es?

Laut Schätzungen gibt es in Deutschland rund 70.000 Selbsthilfegruppen zu allen denkbaren Erkrankungen von A wie Angststörung bis Z wie Zöliakie. Gerade im Bereich der chronischen seltenen Erkrankungen stellen Selbsthilfegruppen eine wichtige Informationsquelle zu aktuellen Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland dar. 

Daneben gibt es eine Vielzahl an Gruppen für Menschen in besonders herausfordernden Lebenssituationen, z. B. für Alleinerziehende, pflegende oder trauernde Angehörige, Menschen, die sich einsam fühlen, arbeitslos oder von Gewalt betroffen sind. 

Angebote der Selbsthilfe finden sich überall wohnortnah: für jung und alt, in der Stadt und auf dem Land, digital und in Präsenz.

Wie finde ich eine Selbsthilfegruppe in meiner Nähe?

Viele Selbsthilfegruppen bilden sich spontan, sind eigeninitiativ aktiv und lösen sich irgendwann wieder auf. Nur ein Teil ist an eine bestehende landes- oder bundesweite Selbsthilfeorganisation angedockt. Es ist daher nicht ganz einfach den Überblick zu behalten. Bei der Suche nach einer geeigneten Gruppe und bei der Neugründung von Gruppen unterstützen daher bundesweit über 300 sogenannte Selbsthilfekontaktstellen. Sie sind die regionalen Ansprechpartner*innen für alle Selbsthilfeinteressierten und wissen, welche Gruppen in der Region aktuell aktiv sind, wo und wie sie sich treffen und für welche Personen sie gut geeignet wären. 

Selbsthilfekontaktstellen bieten zudem Räumlichkeiten für Gruppentreffen, Fortbildungen für Selbsthilfegruppen und fördern entlang des Konzepts Selbsthilfefreundlichkeit die Kooperation von Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens mit der Selbsthilfe.

Eine Übersicht aller Selbsthilfekontaktstellen mit Suchfunktion nach Postleitzahl oder Ort bietet NAKOS  - die Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen. Die Datenbank enthält zudem alle bundesweiten Selbsthilfevereinigungen, Internetforen und weiteren Institutionen mit Selbsthilfebezug, die neben Selbsthilfegruppen auch spezifische, indikationsbezogene Informationen und Beratungsangebote vorhalten.

Ausgewählte, weiterführende Links

  • Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht? Eine Einladung an alle, die gerne wissen möchten, ob Selbsthilfe eine Option für sie wäre, mit jeder Menge Infos und Tipps für einen Erstkontakt.
  • NAKOS: In der Datenbank findet sich schnell die richtige Selbsthilfekontaktstelle als zentrale Anlaufstelle und Kontaktvermittlerin zu Selbsthilfegruppen vor Ort
  • ACHSE - Allianz für seltene Erkrankungen: spezifische Information und Beratung zu chronisch seltenen Erkrankungen für Betroffene und Fachkräfte
  • BAG Selbsthilfe: Viele Selbsthilfegruppen sind in landes- oder bundesweiten Vereinigungen organisiert. Ihr Dach bildet die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG Selbsthilfe). Wer Selbsthilfevertreter*innen sucht, ist hier an der richtigen Adresse.
  • Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen: Krankenhäuser, Rehakliniken, Einrichtungen des ÖGD, Arztpraxen und anderen Einrichtungen finden hier einen vielfach praxiserprobten Leitfaden für den Aufbau einer strukturierten und systematischen Zusammenarbeit mit der Selbsthilfe. Wer die erfolgreich und auf Augenhöhe gestaltet, kann sich als „selbsthilfefreundlich“ auszeichnen lassen.
  • Patientenbeteiligung im Gemeinsamen Bundesausschuss: Seit 2004 vertreten Selbsthilfeaktive die Interessen der Patient*innen im Gemeinsamen Bundesausschuss. Die Stabsstelle Patientenbeteiligung beim G-BA unterstützt die Patientenvertreter*innen bei der Wahrnehmung ihres Antrags- und Mitberatungsrechts organisatorisch und inhaltlich.
  • Lebensmutig. Junge Selbsthilfe Blog: Hier bloggen Selbsthilfeaktive über ihre Erfahrungen in Selbsthilfegruppen, Herausforderungen im Leben und ihre ganz persönliche Sicht auf Themen wie Anderssein, Gemeinschaft und Inklusion. 

Die DVSG kooperiert regelhaft mit unterschiedlichen Selbsthilfeorganisationen, aktuell besonders mit dem Haus der Krebsselbsthilfe Bundesverband und der Aktion Psychisch Kranker.