Öffentlicher Gesundheitsdienst

Der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) gehört zu den ältesten Handlungsfeldern der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit. Er umfasst verschiedene Einrichtungen auf kommunaler, Landes- und Bundesebene. Wesentliche Einrichtungen auf Bundesebene sind beispielsweise das Bundesgesundheitsministerium, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder das Robert Koch-Institut (Infektionsschutz, Epidemiologie, Gesundheitsberichterstattung). Auf Landesebene zählen die Landesgesundheitsministerien und Landesämter bzw. Landesinstitute für Gesundheit zum ÖGD. Auf kommunaler Ebene bilden die 377 Gesundheitsämter den Kern des ÖGD. Häufig bereits multiprofessionell besetzt, variieren sie stark in ihrer Größe: im ländlichen Bereich teils mit weniger als zwanzig Beschäftigten bis hin zu Ämtern mit weit mehr als hundert Beschäftigten in urbanen Regionen. In den letzten Jahren wurden einige Gesundheitsämter umbenannt, so dass mittlerweile verschiedene Bezeichnungen verwendet werden u. a. „Fachdienst Gesundheit“, „Abteilung/Sachgebiet Gesundheitswesen“ oder „Untere Gesundheitsbehörde“.

Aufgaben und Handlungsfelder des ÖGD

Der ÖGD nimmt ein breites Aufgabenspektrum wahr, das in einem komplexen Geflecht aus bundes- und landesrechtlichen Bestimmungen geregelt ist. Mit dem Ziel des Erhalts und der Verbesserung der Bevölkerungsgesundheit sowie der Schließung von Versorgungslücken ist er sowohl versorgend, als auch beratend, Impuls gebend und steuernd tätig. Zu seinen zentralen Aufgaben zählen Gesundheitsschutz, Gesundheitsberichterstattung und Gesundheitsförderung.

Das Leitbild für einen modernen Öffentlichen Gesundheitsdienst wurde am 7./8. März 2018 von der Gesundheitsminister*innenkonferenz (GMK) verabschiedet.
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Leitbild Zuständigkeiten. Ziele. Zukunft

Rolle der Sozialen Arbeit im ÖGD

Die Soziale Arbeit wird in den 16 Landesgesundheitsdienstgesetzen bislang nicht eigenständig als Berufsgruppe ausgewiesen, bildet aber die drittstärkste Berufsgruppe im ÖGD (vgl. gbe-bund.de). Fachkräfte der Sozialen Arbeit sind hauptsächlich in folgenden Bereichen tätig:

  • Einzelfallhilfe, Beratung und Case Management (z. B. in Sozialpsychiatrischen Diensten, AIDS-, Sucht- oder Schwangerschaftsberatungsstellen, Beratung nach dem Prostituiertenschutzgesetz)
  • Soziale Gruppenarbeit (z. B. allgemeine gesundheitliche Aufklärung und Prävention, Sexualaufklärung und -pädagogik, Selbsthilfeförderung,)
  • Sozialmanagement (z. B. Koordinierung in der Psychiatrie, Moderationstätigkeiten u.a. in der interkulturellen Gesundheitsvorsorge oder in Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften, Beratung und Mitwirkung im Rahmen der Pflegequalitätsbegutachtung)
  • Sozialraumorientierte Gesundheitsförderung (z. B. durch Netzwerkarbeit und Prozessmoderation in gesellschaftlichen Settings wie Stadtteil - Schule - Kita, Organisationsberatung)

In den vielfältigen Betätigungsfeldern des ÖGD wird der Zusammenhang von Gesundheit und sozialer Lage besonders greifbar. Als Teil von ,,Public Health‘‘ ist die Soziale Arbeit hier in besonderem Maße darauf ausgerichtet, soziale Rahmenbedingungen von Lebenswelten zu reflektieren und im Sinne des Lebenswelt-Ansatzes gesundheitsförderlich zu verändern. Diesbezügliche Strategien werden im Kooperationsverbund gesundheitliche Chancengleichheit zusammengeführt, in dem die DVSG seit Jahren mitwirkt.

Handlungsbedarfe

Die Corona-Pandemie hat die unzulängliche technische und personelle Ausstattung des ÖGD deutlich gemacht. Mit dem Pakt für den ÖGD sollen die Gesundheitsämter in ganz Deutschland personell aufgestockt, modernisiert und digital vernetzt werden.

Aus Sicht der DVSG bietet dies die Gelegenheit, gesundheitliche Chancengleichheit deutlicher als zentrales Ziel des ÖGD aufzugreifen. Gesundheitsförderung sollte als eine den Gesundheits- und Sozialbereich umfassende, interdisziplinäre, kompetenz-stärkende Strategie für alle begriffen werden. Dafür ist die Soziale Arbeit als Teil des ÖGD rechtlich zu verankern und personell durch verbindliche Stellenanteilen innerhalb der multiprofessionellen Teams zu stärken. Auf diese Weise kann sie über ihre Bedeutung in der Einzelfallhilfe hinaus dazu beitragen, dass gesundheitsrelevante soziale Determinanten regelhaft in der Stadtplanung und -entwicklung z.B. im Rahmen von Umwelt- oder Verkehrsplanung bzw. bei Wohnentwicklungskonzepten berücksichtigt werden und lösungsorientiert mit weiteren kommunalen Aufgabenbereichen, wie z. B. der Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, Schulamt, Sozialamt, oder der Sozialversicherung zusammengearbeitet wird.


Kooperationspartner*innen der DVSG

Bundesweites Netzwerk Sozialpsychiatrischer Dienste

Kooperationsverbund gesundheitliche Chancengleichheit

Akademie für öffentliches Gesundheitswesen


Weiterführende Literatur:

Bayerisches Landesamt für Gesundheits- und Lebensmittelsicherheit (2019): Handbuch für den ÖGD Bayern.

Folgner, Kerstin (2022): Jetzt ist die Zeit!. FORUM sozialarbeit+gesundheit. Seiten 26-28.

Hungerland, Eva (2013): Stark für die Schwachen – zur Bedeutung der Sozialen Arbeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst. 63. Wissenschaftlicher Kongress der Bundesverbände der Ärztinnen und Ärzte sowie Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes 4/2013, Berlin, Gesundheitswesen 2013, 75: 259-260.

Müller, Rainer (2022): Soziale Arbeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst. Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen am Beispiel der Gesundheitsämter in Bayern. FORUM sozialarbeit+gesundheit. Seiten 30 – 33.

Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit(2021): Stellungnahme des Beratenden Arbeitskreises zur Umsetzung des Pakts für den ÖGD

Rademaker, Anna Lena; Quilling, Eike (2022): Projekte sind gut – Strategien sind besser!?. In: FORUM sozialarbeit+gesundheit. Seiten 6 – 11.

Rappenglück, Christian (2014): Ein Leitbild für soziale Arbeit im ÖGD. Public Health Forum 22 Heft 85.

VSPG (Verband der Sozialpädagoginnen / Sozialpädagogen Bayerischer Gesundheitsämter e. V.) (2023): Handlungsfelder der Sozialen Arbeit.