Zentrum für Forschung zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen wird aufgebaut

Nach mehrjährigen wissenschaftlichen Vorarbeiten hat das Amt der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) das Deutsche Jugendinstitut (DJI) e. V. mit dem Aufbau eines Zentrums für Forschung zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen beauftragt. Das DJI hat jetzt mit dem Aufbau des Forschungszentrums begonnen. Es wird regelmäßig bundesweite Befragungen von Jugendlichen zu Ausmaß und Häufigkeit sexueller Gewalt und anderen Gewaltformen sowie zu unterschiedlichen Tatkontexten durchführen sowie Wissen und Expertise im Themenfeld bündeln. Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM): „Der Start des Zentrums für Forschung zur sexuellen Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist ein Meilenstein. Seit über 10 Jahren wird kritisiert, dass es in Deutschland keine wissenschaftlich verlässlichen Zahlen zum Ausmaß sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen gibt. Diese brisante Wissenslücke wird durch das neue Forschungszentrum geschlossen werden. Die Erkenntnisse und Daten des Zentrums werden in die Arbeit meines Amtes und auch in meine Berichterstattung gegenüber der Politik einfließen – und so ein evidenzbasiertes und zielgerichtetes Handeln der Politik ermöglichen.“ 

Das beim DJI angesiedelte Forschungszentrum setzt auf ein umfassendes Partizipationskonzept, das die Berücksichtigung verschiedener Perspektiven sicherstellt. Jugendliche, Erwachsene, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle Gewalt erlebt haben, sowie Vertreter*innen aus Wissenschaft und Fachpraxis werden aktiv in die Planung und Durchführung der Studie, die Interpretation der Ergebnisse und die Ableitung von Empfehlungen eingebunden. Hierfür werden drei eigenständige Gremien eingerichtet. Mit der Durchführung der Befragung hat das DJI Prof. Dr. Andreas Jud, Epidemiologe im Kinderschutz am Universitätsklinikum Ulm, beauftragt. Die vertiefenden Analysen der Befragungsergebnisse übernehmen Forschende des DJI. 

Die bundesweite Befragung ist als sogenannte „Dunkelfeldbefragung“ an Schulen geplant. Dort soll es Aufklärungs- und Informationsangebote zum Themenfeld geben, sowie Hilfe- und Unterstützungsangebote für die befragten Schüler*innen, die Eltern und Sorgeberechtigten sowie für schulische Fachkräfte. Hierzu ist UBSKM in enger Abstimmung mit der Kultusministerkonferenz (KMK) und den Kultusbehörden der Länder.  Das Forschungsprojekt ist zunächst bis 23.10.2027 befristet. Das UBSKM-Gesetz, das derzeit im Deutschen Bundestag beraten wird, sieht vor, das Zentrum als wichtige Datenquelle für die UBSKM-Berichterstattung gesetzlich zu verankern. Der EU-weiten Ausschreibung des Zentrums für Forschung zu sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen sind langjährige Beratungen und Vorarbeiten im „Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen“ sowie mehrere Expertisen, Arbeitspapiere und ein Diskussionspapier für ein Konzept des Zentrums vorausgegangen. So sieht das Zentrum beispielsweise vor, entsprechend der „Leitlinien zur Konzeption von Häufigkeitsforschung des Nationalen Rates“, bei den Befragungen von Jugendlichen auch weitere Gewaltformen in Kindheit und Jugend zu erheben. 

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