Studie: Was brauchen Sexarbeiter*innen für ihre Gesundheit?

In Deutschland gab es bislang keine Studie, die sich mit den gesundheitlichen Bedarfen von Sexarbeiter*innen befasst und dabei die Diversität der Gruppe hinsichtlich der geschlechtlichen Identität und der Vulnerabilitätsfaktoren ausreichend berücksichtigt. Aus diesem Grund führte die Deutsche Aidshilfe von April 2022 bis April 2024 ein partizipatives Forschungsprojekt mit dem Ziel durch, ein besseres Verständnis der unterschiedlichen Bedarfe von Sexarbeiter*innen in Bezug auf Gesundheit zu erzielen. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert.

Nach den Ergebnisse dieser Studie zeichnen sich vier Kernprobleme ab, die das Leben von Sexarbeiter*innen erschweren und sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken können:

  • Gewalterfahrungen und Angst vor Gewalt (zum Beispiel durch Kunden und Anwohner*innen),
  • Finanzielle Prekarität und existenzielle Not,
  • Belastungen psychischer Art, die oft in Zusammenhang mit erlebter Stigmatisierung stehen,
  • Kriminalisierung und fehlende Legalität – beispielsweise, wenn sie ohne gültige Anmeldung nach Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) arbeiten, in Sperrbezirken arbeiten, keinen legalen Aufenthaltstitel besitzen und/oder gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen. Daraus folgend haben viele Studienteilnehmende Angst vor Polizei und Behörden.

Wenn eines oder mehrere dieser vier Kernprobleme und die daraus resultierenden Herausforderungen im Vordergrund stehen, können sich Sexarbeiter*innen nicht prioritär und meist nicht ausreichend um den Schutz ihrer Gesundheit kümmern.

Die Studie hat ernstzunehmende Probleme offenbart und aufgezeigt, wie Sexarbeit mit gesundheitlichen Risiken einhergehen kann. Die Ergebnisse machen deutlich, wie groß der Bedarf nach strukturellen Veränderungen ist. Die Rahmenbedingungen müssen dringend verbessert werden, um eine sichere, selbstbestimmte und gesunde Ausübung der Sexarbeit zu ermöglichen. Dazu wurden elf Empfehlungen entwickelt, zu denen unter anderem auch gehört, dass die Soziale Arbeit und Beratung stärker gefördert werden müssen.

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