5. bundesweiter Aktionstag Suchtberatung

Rund 57 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten entstehen in Deutschland jährlich durch die Folgen von Alkoholkonsum. Der Tabakkonsum schlägt sogar mit rund 97 Milliarden Euro zu Buche. Belastet werden nicht nur das Gesundheitswesen und die Sozialkassen, sondern auch private Haushalte, Arbeitgeber, Familien und Sozialräume. Trotz der extremen gesellschaftlichen Kosten, die aus dem Abhängigkeits- und Schädigungspotenzial von alkoholischen Getränken und Tabakerzeugnissen erwachsen, werden Hersteller und Händler nicht an den enormen Kosten beteiligt, die durch den Gebrauch ihrer Produkte entstehen. Daher fordert die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) anlässlich des heutigen bundesweiten Aktionstags Suchtberatung eine zweckgebundene Abgabe auf alle legalen Suchtmittel und Glücksspielangebote. Die Abgabe soll uneingeschränkt für die Vorbeugung, Behandlung und Erforschung von Abhängigkeitserkrankungen und anderen Konsumfolgen zur Verfügung stehen.

Am Aktionstag Suchtberatung beteiligen sich Suchtberatungsstellen in ganz Deutschland mit Veranstaltungen. Sie machen auf aktuelle Problemlagen vor Ort aufmerksam und informieren unter dem diesjährigen thematischen Schwerpunkt „Suchtberatung stärken - Gesundheit schützen“ über ihre vielfältigen Angebote und ihren gesellschaftlichen Stellenwert. Zahlreichen Suchtberatungsstellen in Deutschland fällt es zunehmend schwerer, ihre Angebote, die auch der Vorbeugung dienen, aufrecht zu erhalten. „Kern des Problems ist, dass die kommunal finanzierte Suchtberatung keine verbindliche und gesetzlich gesicherte Leistung ist. Daher brauchen wir die zweckgebundene Abgabe auf legale Suchtmittel wie Alkohol und Tabak. Das Aufkommen der Verbrauchsteuern – die von den Konsumierenden entrichtet werden – ist nicht geeignet, um für die gesellschaftlichen Folgekosten aufzukommen. Beispiel Alkohol: Hier stehen Einnahmen von rund 3 Milliarden Euro Verbrauchssteuern für alkoholische Getränke volkswirtschaftliche Folgekosten in Höhe von 57 Milliarden gegenüber. Diese Schieflage dürfen wir nicht länger hinnehmen. Die wirtschaftlichen Profiteure müssen in die Pflicht genommen werden!“, sagt Dr. Peter Raiser, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Im internationalen Vergleich sind die Steuern für Alkohol- und Nikotinprodukte in Deutschland besonders niedrig. Insbesondere Alkoholprodukte sind in den vergangenen Jahren preiswerter geworden. Zur Stärkung der Prävention hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) angemahnt, die Preise für Alkohol anzuheben.

Christina Rummel, DHS Geschäftsführerin und Autorin des DHS Berichts zur Finanzierung der Suchtberatungsstellen in Deutschland: „Es ist eine Minute vor 12! Die Politik muss endlich handeln, und zwar kurzfristig. Die zweckgebundene Abgabe auf legale Suchtmittel brauchen wir besonders dringend zur finanziellen Unterstützung von Suchtberatungsstellen. Angesichts leerer Kassen kommt es aktuell zu Einschränkungen bei den Beratungsangeboten. Schließungen von Suchtberatungsstellen sind bereits erfolgt. Weitere Schließungen stehen bevor, wie eine aktuelle DHS Umfrage zeigt. Das ist dramatisch. Nicht nur für Menschen mit Suchtproblemen, sondern für uns alle. Denn: Suchtberatungsstellen leisten einen wertvollen gesamtgesellschaftlichen Beitrag, unter anderem auch, indem sie die öffentlichen Kassen entlasten. Für jeden eingesetzten Euro spart die Suchtberatung rund 17 Euro an Folgekosten ein.“

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