Veranstaltungsbericht „Rehabilitation und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen"

Die Deutsche Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) hat am 12. und 13. September 2023 den Kongress „Rehabilitation und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkrankungen – Personenzentrierung und Recovery-Orientierung“ rdurchgeführt. Über 50 Expert*innen  – darunter auch Vertreter*innen aus Organisationen von Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen – brachten mit Vorträgen, in Podiumsdiskussionen und in zehn vertiefenden Workshops ihre Expertise und Praxiserfahrungen ein. Die Schlussfolgerungen aus der Veranstaltung sind:

  • Wichtig für die psychiatrische Behandlung und Rehabilitation sind Beziehungskontinuität sowie Individualisierung und Flexibilität der Rehabilitationsangebote, auch bei der betrieblichen (Wieder)eingliederung.
  • Es mangelt an Daten: Die Bedarfe für psychiatrische Rehabilitation sollen strukturiert erhoben werden.
  • Die Diskussion muss unter Einbeziehung der Betroffenen ausgeweitet und vertieft werden. Die Reha-Träger und die Leistungserbringer sind bereit zum Austausch.
  • Der Diskurs muss Entscheidungsträger in Politik und Gesundheitssystem erreichen. Es besteht dort Offenheit für Lösungsvorschläge.
  • Eine bessere Zusammenarbeit von Leistungsträgern und Leistungserbringern, von Akutpsychiatrie und Rehabilitation ist erforderlich.
  • Neue Formate der Rehabilitation, die über Bekanntes hinausgehen, sind notwendig. Dazu gehören z. B. ambulante Formen der Anschlussrehabilitation und mobile Rehabilitation.
  • Die Verantwortung und Zuständigkeiten für weitere Schritte zur Verbesserung der Situation sind zu klären (Bund, Länder, Reha-Träger).
  • Sinnvoll erscheint, die RPK-Einrichtungen sowie erfolgreiche Modelle (rehapro) auszubauen – ebenso ambulante und mobile Angebote. Niedrigschwellige und zugehende Formate sind für bisher nicht erreichte Betroffene wichtig.
  • Der Fokus darf nicht nur auf der beruflichen Rehabilitation liegen. Versorgungslücken bestehen v. a. in der medizinischen Rehabilitation von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen im Hinblick auf ihre soziale Teilhabe.
  • Zahlreiche weitere Fragen und Probleme konnten hier natürlich nicht hinreichend erörtert werden, z. B. die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen oder mit psychisch erkrankten Eltern in Familie, Schule, Ausbildung und Studium. Dies bleibt anderen Kontexten vorbehalten.

Insgesamt wurde im Verlauf des Kongresses deutlich, dass die Realisierung von adäquaten, flächendeckenden und individualisierten Beratungs- und Angebotsstrukturen für die Teilhabe und Rehabilitation bei psychischen Beeinträchtigungen noch vor großen gemeinsamen Aufgaben steht.

Die DVfR stellt die Ergebnisse und Vorträge des Kongresses hier online zur Verfügung