Erfahrungen in DDR-Kinderheimen, deren Bewältigung und Aufarbeitung: Abschluss des TESTIMONY-Forschungsprojektes

Zwischen 1949 und 1990 waren in der DDR etwa eine halbe Million Kinder und Jugendliche in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen untergebracht. Ihre Erfahrungen in diesen Einrichtungen, deren Folgen und Bewältigung, waren bislang nicht umfassend erforscht. Der TESTIMONY-Forschungsverbund unter Federführung der Universität Leipzig untersuchte in enger Zusammenarbeit mit Betroffenen die Erfahrungen von Menschen mit DDR-Heimerfahrungen. Zum Abschluss des Projekts veröffentlichen die Wissenschaftler*innen unter Beteiligung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, der Medical School Berlin und der Alice Salomon Hochschule Berlin die wichtigsten Ergebnisse in der Leipziger Erklärung.

Im Zentrum der Untersuchungsergebnisse stehen nicht nur die oft negativen und traumatisierenden Erfahrungen der Betroffenen, sondern auch deren große Bewältigungsleistungen. Die zentralen Forschungsbefunde wurden auf einer Tagung vorgestellt und mit den Betroffenen und Fachkolleg:innen diskutiert. Daraus entstand die Leipziger Erklärung, in der wichtige Befunde und Forderungen zur Aufarbeitung und Anerkennung der Unrechtserfahrungen und deren Folgen formuliert sind, um die Aufarbeitungsbemühungen bedarfsorientierter gestalten zu können.

Das Fazit der Wissenschaftler*innen: Es bedarf vielfältiger professioneller und selbsthilfeorientierter Unterstützungsmöglichkeiten und Fachkräfteschulungen, die für die Situation der Menschen mit DDR-Heimerfahrung sensibilisieren, Wissen vermitteln und alternative Bewältigungswege ermöglichen. Die Aufarbeitung von Erfahrungen in DDR-Kinderheimen und Jugendwerkhöfen kann mit Ende eines Projekts nicht abgeschlossen sein. Es braucht einen wertschätzenden Umgang mit den Menschen mit DDR-Heimerfahrungen in der Öffentlichkeit, einer proaktiven Aufarbeitungspolitik mit aufrichtigen Gesten der Anerkennung, die die Menschen mit DDR-Heimerfahrungen partizipativ in die Konzeptgestaltung einbezieht.

Zur Leiptziger Erklräung und weiteren Informationen des Forschungsverbundes