Selbstverständnis

Schätzwerte gehen von einer Beschäftigtenzahl von über 56000 Sozialarbeiter*innen im Gesundheitswesen aus. Diese sind beispielsweise in Krankenhäusern, Rehabilitationskliniken oder Beratungsstellen tätig. Die gesundheitsbezogene Soziale Arbeit umfasst jedoch noch deutlich mehr Handlungsfelder und in diesen Settings tätige Sozialarbeiter*innen. Traditionell und der Logik des Fürsorge- und Sozialversicherungssystems folgend sind viele Handlungsfelder der Sozialen Arbeit mit Gesundheitsbezug dem Sozialwesen zugeordnet. Gemeint sind beispielsweise Themenbereiche wie der Kinder-, Erwachsenen- oder Opferschutz, die betriebliche Sozialarbeit oder Arbeitsbereiche wie die Suchthilfe, die Wohnungslosenhilfe, die Schulsozialarbeit, die Paar-, Erziehungs- und Krisenberatungen sowie die Behinderten- oder Altenhilfe. Für die DVSG begründet diese Ausdifferenzierung der Settings, Institutionen und Arbeitsbereiche unter anderem die Notwendigkeit Themen der Fachkräfte der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit zu bündeln und eine Plattform für den Austausch, die Vernetzung sowie die fachliche Weiterentwicklung zu bieten.

Die DVSG gibt der Sozialen Arbeit mit Gesundheitsbezug eine Stimme. Sie setzt sich für die Weiterentwicklung und Stärkung der Profession und Disziplin mit ihrem biopsychosozialen Verständnis von Gesundheit und Krankheit übergreifend und in den einzelnen Handlungsfeldern ein. Sie unterstützt den Dialog insgesamt und besonders die Verknüpfung von Praxis, Wissenschaft und Forschung.

Der Gesundheitsbezug der Sozialen Arbeit

Allen Praxisfeldern ist der konzeptionelle Zugang zu den Themen Krankheit und Gesundheit gemein. Die gesundheitsbezogene Soziale Arbeit orientiert sich an Menschen und ihrer umgebenden sozialen und natürlichen Umwelt, die aufgrund faktischer und potentieller gesundheitlicher Einschränkungen in ihrer autonomen Alltagsgestaltung gefährdet sind und reduzierte Chancen für eine Teilhabeverwirklichung erhalten. Der Gesundheitsbezug der Sozialen Arbeit ist einerseits stets im Fokus als handlungsleitendes Motiv und Lebensbereich der Menschen. In dem Zusammenhang spielen Anforderungen und Bedingungen des Gesundheitssystems eine Rolle, ebenso wie individuelle Lebensverhältnisse und Bewältigungsmöglichkeiten. Andererseits ist Gesundheit als Querschnittsthema über alle Praxisfelder im Gesundheits- und Sozialwesen hinweg zu verstehen. Allen Handlungsfeldern zugrundeliegende Kompetenzen für die Ausbildung von Sozialarbeiter*innen mit Gesundheitsbezug wurden von der DVSG im Jahr 2015 in einem Qualifikationskonzept für die unterschiedlichen Qualifikationslevel Bachelor, Master und Promotion präzisiert (QGSA).

Schwerpunkte der Fachverbandsarbeit

Die Vereinszwecke sind Förderung der Bildung, der Forschung, der Wissenschaft und des öffentlichen Gesundheitswesens (mehr dazu in der Satzung). Die DVSG ist bundesweit organisiert. Zur Verwirklichung der Zwecke werden unterschiedliche Aktivitäten umgesetzt. Die Mitwirkung ist auf regionaler Ebene in Landesarbeitsgemeinschaften und/oder überregional mit speziellen fachlichen Akzenten in Fachbereichen oder Arbeitsgruppen möglich. 

Qualität der Kooperationen und der Fachexpertise – Ein Beitrag zur kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung

Die DVSG bietet eine Plattform für Kooperation, Vernetzung, Diskurs und Austausch. Der fachliche Dialog untereinander fördert zum einen die Expertise Einzelner. Zum anderen bewirkt die kontinuierliche Netzwerkarbeit und Kooperation von und mit anderen Vertreter*innen der Politik, Wissenschaft, Forschung, Bildung und verschiedener Praxisfelder eine Weiterentwicklung und eine Qualitätsverbesserung. Die Profession und Disziplin der Sozialen Arbeit bringt ihren Fokus in Diskussionen zu gesundheitlichen Themen ein und bewirkt dadurch eine Perspektiverweiterung hin zu mehr sozialer Teilhabe.

Lebenslanges Lernen ermöglichen - Aus-, Fort- und Weiterbildung von und mit der DVSG

Die DVSG bietet ein breites Bildungsportfolio mit Veranstaltungen auf Bundes-, Landesebene und regionaler Ebene an (Über unsere Fortbildungen). Seminare, Fachtagungen, Online-Veranstaltungen, Kongresse oder Lehrveranstaltungen eignen sich, um mittels verschiedener methodischer und didaktischer Impulse Themen mit Bezug zur gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit aufzugreifen und Bildung zu fördern. Dies gelingt insbesondere durch gezielte spezialisierte fachliche Aufbereitung, Informationsvermittlung, Dialog, Erfahrungsaustausch sowie die Kombination aus praxisrelevantem Handlungswissen und Theorien Sozialer Arbeit (Veranstaltungskalender).

Erkenntnisse aus Praxis und Wissenschaft veröffentlichen - Herausgabe von Fachzeitschriften

Mit der Herausgabe der Fachzeitschriften FORUM sozialarbeit + gesundheit sowie der Klinischen Sozialarbeit werden Kolleg*innen in verschiedenen Handlungsfeldern des Sozial- und Gesundheitswesens, der Forschung, Wissenschaft, Selbsthilfe und Politik erreicht. Gerade die Publikationsmöglichkeit unterstützt den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis. Denn dadurch wird das Aufgreifen von Forschungsbedarfen und das Bekanntmachen aktueller Erkenntnisgewinne befördert (Fachzeitschriften).

Handlungsbedarfe aufzeigen, informieren und sich Einmischen - Öffentlichkeitsarbeit und Publikationstätigkeiten

Forderungen und Belange der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit werden durch die Verbandsarbeit in die fachlichen Diskussionen eingebracht. Die DVSG regt den Austausch und fachlichen Diskurs in der Mitgliedschaft und (Fach-)Öffentlichkeit an. Sie sorgt damit für Präsenz der Themen der Sozialen Arbeit mit Gesundheitsbezug. Die DVSG transportiert ihre Anliegen durch Veröffentlichung von Fachartikeln, Broschüren, Arbeitshilfen, Stellungnahmen oder Positionspapieren (Veröffentlichungen).

Austausch von Praxis und Wissenschaft fördern

In der Lehre, in Praxis- und Forschungsprojekten ist gerade dieser Transfer und Dialog von besonderer Bedeutung. Die DVSG beteiligt sich, führt Expert*innen zueinander, schafft Gelegenheit zur Vernetzung und zum Dialog, greift Fragestellungen auf und fördert Erkenntnisse. Sie bietet sich auch als Partnerin bei Forschungsprojekten an und schafft Zugänge zu Handlungsfeldern der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit.

Verbesserung der Qualität des öffentlichen Gesundheitswesens erzielen

Die DVSG beteiligt sich im interdisziplinären Kanon mit weiteren Akteur*innen. Sie wirkt bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen zur Förderung sozialer Teilhabe mit und bringt ihren speziellen Fokus der Profession und Disziplin ein. Der Fachverband beteiligt sich bundesweit bei Gremien, beobachtet und begleitet gesetzgeberische Entwicklungen und fördert den Transfer zwischen Gesetzgebung und Praxis. Dadurch trägt die DVSG insgesamt zu einer Qualitätsverbesserung in der Versorgung und Beratung des öffentlichen Gesundheitswesens bei.

Literaturempfehlungen zur gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit

Blankenburg, Katrin; Cosanne, Elke (2019). Gesellschaftliche Trends und Beschäftigtenzahlen in Praxisfeldern gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit. in: Dettmers, Stephan; Bischkopf, Jeannette: Handbuch gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. München: Ernst Reinhardt Verlag. Seiten 138-146.

Dettmers, Stephan (2015). Kompetenzen in der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit. Zur Notwendigkeit eines spezifischen Qualifikationskonzeptes. In: Sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit. Weinheim und München: Beltz Juventa Verlag. 40. Jahrgang, Heft 7-8. Seiten 92-97.

Dettmers, Stephan; Bischkopf, Jeannette. (Hrsg.) (2019). Handbuch gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. München: Ernst Reinhardt Verlag.

DVSG (Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen) (2015). Qualifikationskonzept Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit – QGSA der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, Berlin. Online verfügbar

DVSG (Deutsche Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen) (2019): Produkt- und Leistungsbeschreibung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen. 4. überarbeitete Neuauflage. Berlin.

Franzkowiak, Peter; Homfeldt, Hans Günther; Mühlum, Albert (2011). Lehrbuch Gesundheit. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.

Gahleitner, Silke Birgitta; Homfeldt, Hans Günther (2013). Gesundheitsbezogene Soziale Arbeit und soziale(s) Netzwerke(n). In: Fischer, Jörg;  Kosellek, Tobias (Hrsg.). Netzwerke und Soziale Arbeit. Theorien, Methoden, Anwendungen. Weinheim und Basel: Belz und Juventa Verlag. Seiten 494-516.

Hafen, Martin (2007). Was ist Gesundheit und wie kann sie gefördert werden? Gesundheit und Krankheit als Kontinuum. In: Sozial Extra. Zeitschrift für Soziale Arbeit. Band 31, Ausgaben 5–6, Seiten 32–36.

Homfeldt, Hans Günther (2010). Gesundheit und Soziale Arbeit. In: Schröer, Wolfgang; Schweppe, Cornelia (Hrsg.). Enzyklopädie Erziehungswissenschaft Online. Soziale Herausforderungen der Sozialen Arbeit. Weinheim und München: Juventa Verlag. Seiten 1-33 (die Seitenangaben beziehen sich auf den Online-Artikel).

Homfeldt, Hans Günther (2010). Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und in der Gesundheitsförderung. In: Thole, Werner (Hrsg.). Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Springer Fachmedien. 3., überarbeitete Auflage. Seite 498-503.

Homfeldt, Hans Günther (2010). Gesundheit. In: Bock, Karin; Miethe, Ingrid (Hrsg.). Handbuch Qualitative Methoden in der Sozialen Arbeit. Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich. Seiten 124–131.

Homfeldt, Hans Günther, Sting, Stephan (2018). Gesundheit und Krankheit. In: Otto, Hans-Uwe; Thiersch, Hans; Treptow, Rainer; Ziegler, Holger (Hrsg.). Handbuch Soziale Arbeit. 6. überarbeitete Auflage. Ernst Reinhardt Verlag. München. Seiten 566-578.

Homfeldt, Hans Günther, Gahleitner, Silke Birgitta (2018). Gesundheit und Krankheit. In: G. Graßhoff, A. Renker, W. Schröer (Hrsg.): Soziale Arbeit. Eine elementare Einführung. Wiesbaden: Springer VS, Seiten 43-55.

Homfeldt, Hans Günther (2018). Soziale Arbeit im Gesundheitswesen. In: socialnet Lexikon (Stichwort). Zum Beitrag.

Igl, Gerhard (2017). Rechtliche Verankerung der Sozialen Arbeit im Gesundheitswesen. Herausgegeben von der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen e.V. (DVSG), Reihe: Schriftenreihe zur Klinischen Sozialarbeit, Band 4.

Liel, Katrin (2020). Theorie und Praxis des bio-psycho-sozialen Modells: Rolle und Beitrag der Sozialen Arbeit. In: Rummel, Christina; Gaßmann, Raphael (Hrsg.). Sucht: bio-psycho-sozial. Stuttgart: Kohlhammer.

Liel, Katrin (2019). Die Gesundheit von SozialarbeiterInnen – zwischen Selbstfürsorge und gesunden Organisationen. In: Dettmers, Stephan; Bischkopf, Jeannette (Hrsg.). Handbuch gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. München: Ernst Reinhardt Verlag. Seiten 253-258.

Liel, Katrin (2019). Das Soziale der Gesundheit stärken. Soziale Arbeit als Profession der Gesundheitsförderung. FORUM sozialarbeit + gesundheit 2/2019, Seiten 6-9.

Liel, Katrin (2019). Soziale Unterstützung bei alkoholabhängigen Menschen. Die Perspektive Klinischer Sozialarbeit. In: Borrmann, Stefan; Fedke, Christoph; Thiessen, Barbara (Hrsg.). Soziale Kohäsion und gesellschaftliche Wandlungsprozesse. Herausforderungen für die Profession Soziale Arbeit (Reihe: Sozialer Wandel und Kohäsionsforschung, Band 2). Wiesbaden: Springer. Seiten 141-158.

Molnar, Daniela (2019). Arbeitsanforderungen und -belastungen in der niedrigschwelligen Drogenhilfe: Eine Betrachtung von bayerischen und hessischen Kontaktläden. Marburg.

Rademaker, Anna Lena (2021). Auswirkungen der Corona-Krise für Soziale Arbeit in einem ökonomisierten Gesundheitswesen. neue praxis. Zeitschrift für Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Sozialpolitik. Lahnstein. 51.Jahrgang, Heft 1. Seiten 79-86.

Rademaker, Anna Lena; Altenhöner, Thomas (2019). Gesundheitsförderung und Prävention in der Sozialen Arbeit. In: Dettmers, Stephan; Bischkopf, Jeannette (Hrsg.): Handbuch gesundheitsbezogene Soziale Arbeit. München: Reinhardt Verlag. Seiten 147-162.

Rademaker, Anna Lena (2018). Agency und Gesundheit in jugendlichen Lebenswelten. Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe. Weinheim und München: Beltz Juventa Verlag.

Sommerfeld, Peter (2010). Entwicklung und Perspektiven der Sozialen Arbeit als Disziplin. In: Gahleitner, Silke Birgitta; Effinger, Herbert; Kraus, Björn; Miethe, Ingrid; Stövesand, Sabine und Sagebiel, Juliane (Hrsg). Disziplin und Profession Sozialer Arbeit: Entwicklungen und Perspektiven. Opladen: Budrich, Seiten 29-44.

Sommerfeld, Peter; Dällenbach; Regula; Rüegger, Cornelia und Hollenstein, Lea (2016). Klinische Soziale Arbeit und Psychiatrie: Entwicklungslinien einer handlungstheoretischen Wissensbasis. Berlin: Springer.

Sommerfeld, Peter; Dällenbach, Regula; Rüegger (2010). Entwicklung durch Kooperation. Instrumente und Verfahren der Sozialen Arbeit in der Psychiatrie - Einblicke in ein kooperatives Forschungs- und Entwicklungsprojekt. In: Schweizerische Zeitschrift für Soziale Arbeit. 5(8-9), Seiten 8-34.